Auschwitz, Polen (Tag 335 – 29.642 km)

Auschwitz, Polen

Nicht weit – etwa 50 Kilometer westlich – von Krakau liegt die Stadt Oświęcim. Besser bekannt unter ihrem deutschen Namen Auschwitz.
Zur Zeit des 2. Weltkriegs betrieb das Nazi-Regime in der Region um Auschwitz zahlreiche Konzentrations- und Arbeitslager, die als KZ Auschwitz in die Geschichte eingingen. Die größte Rolle spielte dabei das sogenannte Stammlager KL Auschwitz I und ab 1941 das Vernichtungslager Auschwitz II – Auschwitz-Birkenau. Beide liegen etwa 3 Kilometer voneinander entfernt. Auschwitz I war eine zweckentfremdete polnische Militärkaserne; Auschwitz II, das ungleich größer war, wurde von den Häftlingen der anderen Lager eigens gebaut.
Insgesamt wurden ungefähr 1,5 Millionen Menschen von den Nazis in Auschwitz ermordet. Sie wurden aus allen besetzten Regionen Europas deportiert und nach Auschwitz gebracht, wo sie überwiegend in Gaskammern getötet wurden.

Heute sind die beiden Lager als Gedenkstätten und Mahnmale kostenfrei für die Öffentlichkeit zugänglich. (Website: http://auschwitz.org/en/) Darüber hinaus werden Führungen in zahlreichen Sprachen angeboten. Letztes Jahr (2015) besuchten etwa 1,7 Millionen Menschen Auschwitz. Wir melden uns vorab für eine deutschsprachige Tour an und werden mit zahlreichen Erklärungen durch beide Lager geführt. Die Schilderungen der Fremdenführer in Verbindung mit den Dingen, die man vor Ort sieht, lässt die meisten der Besucher sprachlos die Wege entlang schreiten. Es ist unfassbar, dass Menschen zu solchen Taten fähig sein können.
Während einige Details, die man aus dem Büchern oder dem Geschichtsunterricht bereits kannte, an realen Schauplätzen noch viel brutaler und verstörender wirken, lernt man auch weitere Details kennen.
Ich wusste zum Beispiel nicht, dass den toten Frauen vor der Verbrennung die Haare abgeschnitten wurden und mit diesem Haar dann tatsächlich auch noch Handel getrieben wurde. Das Haar wurde aufbereitet, verpackt und nach Gewicht verkauft, um daraus Textilien zu produzieren.
Auch lassen die zahlreichen ausgestellten Dokumente (in deutscher Sprache) in erschreckender Deutlichkeit erkennen, wie industrialisiert die Tötung der Menschen (aber auch die vorherige Ausbeutung) geplant und durchgeführt wurde.

Der Besuch des Konzentrationslagers ist in ein berührendes Erlebnis. Durch die große Zahl an Besuchern und die sehr eng getakteten Führungen fehlt an einigen Stellen aber auch die Zeit, das Gesehene zu reflektieren und zu verarbeiten. Unsere Führung hat zwar insgesamt 3,5 Stunden gedauert; trotzdem konnten wir an vielen Stellen nicht innehalten und haben auch nur einen kleinen Teil des unglaublich großen Lagerbereichs erlaufen. (Nicht ohne Grund werden wohl neben der Kurzführung, die wir gemacht haben, auch eine 6-stündige Führung und eine 2-tägige Führung angeboten.)